MENTZ liefert die Middleware für die Anschlussvormeldung per App an die BEG

Mit großem Medienecho hat die Bayerische Eisenbahngesellschaft (BEG) die „Anschlussvormeldung per App“ in bayerischen Regionalzügen bekannt gegeben. Kernstück dieser deutschlandweit einmaligen Innovation ist eine Software, die von der MENTZ GmbH in München entwickelt wurde. Sie verwaltet Anschlusswünsche aus verschiedenen Apps und benachrichtigt im Verspätungsfall die Disponenten der Anschlusszüge.


Aktuell ist das Melden eines Anschlusswunsches über die BEG-eigene App „Bayern-Fahrplan“ möglich. Auch die App „DB Streckenagent“ ist an diese Software angeschlossen. Für Bahnreisende in Bayern bedeutet das neue Verfahren einen echten Komfortgewinn.

„Dank des neuen Features in unserer Gullivr-App, die bei der BEG zum Einsatz kommt, werden Reisen mit der Bahn in Bayern zuverlässiger: Bei verspäteten Fern- und Regionalzügen können Fahrgäste nun innerhalb der Fahrplan-App den Anschlusszug informieren und mitteilen, dass er auf sie warten soll“, so Geschäftsführer Christoph Mentz. Bisher mussten Zugreisende erst mühsam nach dem Zugpersonal suchen, um durchzusagen, dass es Anschlussreisende gibt. In naher Zukunft sollen auch Reiseketten aus regionalen Bussen und Bahnen miteinander verbunden werden, sodass auch Busse auf Anschlussreisende warten. Denn: Die Anschlüsse zu erreichen ist eines der wichtigsten Kriterien für die Zufriedenheit von ÖPNV-Fahrgästen.

Lob für diese digitale Voranmeldung per App kam auch vom bayerischen Verkehrsminister Christian Bernreiter: „Die Funktion erhöht den Komfort für die Fahrgäste und macht die Reisekette zuverlässiger. Damit sind wir Vorreiter in Deutschland und darüber hinaus.“

Mehr Komfort für Bahnreisende

Was zunächst einfach klingt, ist technisch alles andere als trivial: „Zunächst einmal werden die Anschlusswünsche aus den verschiedenen App-Backends an die zentrale Anschlussverwaltung, die wir ‚Middleware‘ nennen, gesendet. Die Middleware überwacht, ob die Verbindung überhaupt gefährdet ist. Dann muss die Software gegebenenfalls entscheiden, welche Leitstelle sie kontaktiert. Die entsprechenden Disponenten (also z.B Agilis, DB oder Länderbahn) haben dank der Middleware an ihrem Arbeitsplatz alle nötigen Zuginformationen in Echtzeit zur Verfügung. Sie entscheiden und senden das Ergebnis über die Middleware an das jeweilige App-Backend. Das Backend löst nun eine Push-Nachricht auf das Smartphone des Fahrgastes aus”, erklärt Dr. Matthias Erven, Projektleiter bei MENTZ. Eine exakte zeitliche Abstimmung ist wichtig, damit der Fahrgast bis kurz vor dem Umstieg erfährt, ob er den Anschlusszug erreicht.

Technisch anspruchsvoll, aber einfach für Reisende

Und wie funktioniert es ganz praktisch, einen Anschlusswunsch per App zu melden? „Das ist denkbar einfach”, sagt Marthe Roch, ebenfalls MENTZ-Projektleiterin. „Sobald die Reiseauskunftsapp – z.B. Bayern-Fahrplan – einen Anschluss als ‘sicherbar’ erkennt, erscheint in der App ein entsprechender Button. Das geschieht auch, wenn noch gar keine Verspätung vorliegt. Mit einem Tipp auf diesen Button schickt die Software den Anschlusswunsch ab. Um Missbrauch zu verhindern, wird anhand von Positionsdaten geprüft, ob sich der Fahrgast tatsächlich auf der gewählten Route befindet. Wenn alles plausibel ist, speichert das System den Anschlusswunsch zentral. Bei Bedarf wird er an die Leitstelle übermittelt. Von den komplexen Entscheidungs- und technischen Prozessen bekommt der Fahrgast nichts mit. Er erhält nur eine Push-Nachricht, ob es mit der geplanten Weiterfahrt klappt oder nicht.”

Eine Anschlussgarantie ist die neue Technik indes nicht. Ob ein Zug wartet, hängt von vielen Faktoren ab und die Entscheidung trifft ein Mitarbeiter oder eine Mitarbeiterin der entsprechenden Leitstelle nach Abwägung oder unter Umständen auch nach Rücksprache mit übergeordneten Stellen.

Die Entwicklung der Anschlussvormeldung geht bereits weiter: Das System ist so konzipiert, dass in Zukunft weitere Apps von Eisenbahnverkehrsunternehmen und Verkehrsverbünden angeschlossen werden können. Auch wird es möglich sein, weitere Verkehrsleitstellen einzubinden oder das System auf andere Regionen zu übertragen.